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Monster als Freunde: personalisierte Geschichten gegen die Angst

Monster als Freunde: personalisierte Geschichten gegen die Angst

Angst ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Egal ob es um dunkle Ecken eines Zimmers, das Dröhnen des Gewitters draußen oder um den ersten Schultag geht, Kinder stellen sich täglich kleinen (und manchmal auch nicht so kleinen) Ängsten. Als Erwachsene sehen wir diese als Übergangsphasen an, doch für ein Kind können sich diese Ängste riesengroß, real und überwältigend anfühlen. Wie können wir sie also beim Überwinden dieser Ängste unterstützen?

Die fast magische Antwort findet sich auf den Seiten einer Geschichte, besonders denen einer personalisierten Geschichte.

Wenn Ihr Kind der Held ist

Das Erzählen von Geschichten war schon immer ein essenzielles Instrument der Menschen, um das Unbekannte zu begreifen. Denken wir doch mal an die alten Mythen, die Stürme, Sterne und Schatten erklärten. Für Kinder erfüllen Geschichten eine ähnliche Funktion. Doch wenn sie sich selbst als Protagonisten sehen, die sich Drachen stellen, düstere Wälder entdecken oder Freundschaften mit einem missverstandenen Monster eingehen, geschieht etwas ganz Besonderes. Auf einmal ist Angst nichts Furchteinflößendes mehr, das in der Dunkelheit lauert. Sie wird zu einem Rätsel, das es zu entdecken gilt. Eine Herausforderung, der man sich stellt. Ein Drache, den man zähmen muss.

Bei Materlu haben wir festgestellt, dass eine personalisierte Geschichte die größte Angst eines Kindes zu einem aufregenden Abenteuer machen kann.

Ein Licht in der Dunkelheit: die Geschichte von Mateo

Nehmen wir doch einmal Mateo als Beispiel. Mit fünf Jahren weigerte er sich im Dunkeln zu schlafen. Die Dunkelheit flößte ihm große Angst ein. Seine Eltern versuchten es mit Nachtlichtern, Schlafliedern und sogar “Anti-Monsterspray“, doch nichts schien Wirkung zu zeigen. Dann wurde ihm eine personalisierte Geschichte geschenkt, in der er ein mutiger Entdecker in einem mysteriösen Wald war, der von nächtlichen Kreaturen bewohnt wurde, die keine Angst einflößten, sondern nur falsch eingeschätzt wurden. Ein Uhu hatte Angst, beim Singen nicht den Ton zu treffen. Eine Fledermaus flog gegen die Bäume. Und was hat es mit dieser haarigen Kreatur mit glänzenden Augen auf sich? Sie wollte nur einen Spielkameraden für das Versteckspiel.

Nacht für Nacht bat Mateo darum, die Geschichte noch einmal zu hören. Nach und nach veränderte sich seine Angst. Er hörte auf, sich unter der Bettdecke zu verstecken und stellte sich vor, er sei der Hüter der Nacht. Er bat sogar darum, das Licht auszuschalten, um „wie der Uhu sehen zu können“.

Die mächtige Wirkung des Perspektivenwechsels

Was hatte sich geändert? Die Perspektive.

Wenn Kinder sich in einer Geschichte erkennen, mit ihrem Namen, ihrer Haarfarbe und ihren Lieblingskuscheltieren im Rucksack, dann wird ihre Vorstellungskraft ganz anders aktiviert. Die Angst verschwindet nicht, doch sie wird nahbarer, etwas, das sie auf ihrem Abenteuer schon erlebt haben. Anstatt sich hilflos ausgeliefert zu fühlen, werden sie zu Helden. Dieser Mut in der Erzählung und diese Sicherheit werden dann auf das echte Leben übertragen.

Ein sicherer Rahmen für intensive Emotionen

Es ist außerdem wichtig, diese Geschichten als einen Zufluchtsort für das Ausprobieren von Emotionen zu sehen. Für viele Kinder ist es leicht „Ich habe Angst“ zu sagen. Doch wenn die Hauptfigur der Erzählung erst Furcht empfindet, kann man sich leichter mit ihr identifizieren. Sie könnten sagen „Er hat auch Angst vor der Dunkelheit!“. Oder „Sie ist genauso aufgeregt wegen des ersten Tages wie ich!“. Diese Art, sich mit dem Gezeigten zu identifizieren, schafft einen Raum für Unterhaltungen, die andernfalls nicht stattfinden würden.

Personalisierte Geschichten für die emotionale Entwicklung

Natürlich werden nicht alle Ängste durch Geschichten überwunden. Manchmal brauchen Kinder zusätzliche Unterstützung: Ob durch die Anleitung ihrer Eltern, die Hilfe von Profis oder einfach durch Zeit, um die Emotionen zu verarbeiten. Doch personalisierte Geschichten können ein wertvolles Instrument sein, vor allem, wenn sie mit Zuneigung und einer klaren Absicht entstehen.

Wie kann man personalisierte Geschichten also optimal nutzen, um einem Kind im Umgang mit seinen Ängsten beizustehen?

  • Die passende Geschichte wählen. Eine Geschichte, die sanft an die Angst des Kindes heranführt, ohne sie ins kalte Wasser zu schmeißen. Wenn es Angst vor der Dunkelheit hat, dann vermeiden Sie Geschichten mit düsteren Schatten oder unheimlichen Momenten. Wählen Sie lieber eine Geschichte, in der die Nacht magisch und mysteriös ist und wo das Verborgene wunderbare Dinge anstatt Gefahren bereithält.
  • Ein gemeinsames Ritual schaffen. Das regelmäßige gemeinsame Lesen kann zu einem ganz besonderen Moment werden. Die Wiederholung bietet Sicherheit und bei jedem Lesen festigt sich die Geschichte noch mehr. Sie erlaubt die Teilnahme, das Beenden von Sätzen, das Zeigen auf den Namen oder sogar das Nachspielen von Szenen.
  • Die Kreativität fördern. Stellen Sie nach dem Lesen Fragen wie „Was würdest du tun, wenn du diese Person kennen würdest?“ oder „Was würdest du für dieses Abenteuer in deinen Rucksack packen?“. Laden Sie zum Zeichnen der Szenen oder Ausdenken neuer Kapitel ein. Je mehr die Kinder miteinbezogen werden, desto mehr verinnerlichen sie den Mut ihrer fiktiven Version.
  • Die Geschichte mit dem echten Leben in Zusammenhang bringen. Wenn Ihr Kind eine kleine Angst am Tag überwindet, dann stellen Sie Bezug zur Geschichte her: „Genauso hast du auch dem kleinen, im Wald verlorenen Kaninchen geholfen!“. Oder wenn es sich unsicher fühlt, erinnern Sie es daran, wie mutig seine Figur war: „Weißt du noch, wie du dich dem Blitzdrachen gestellt hast? Das hier schaffst du auch!“.

Der Mut fängt beim Glauben an sich selbst an

Die Angst ist Teil des Erwachsenwerdens. Sie zeigt den Kindern, wie man vorsichtig, empathisch und resilient reagiert. Wenn sie überwältigend ist, können die Geschichten diese düsteren Ecken sanft beleuchten. Personalisierte Geschichten tun das auf eine ganz besondere Art und Weise: denn der Held ist uns bekannt und er wird geliebt. Sie selbst sind die Helden ihrer eigenen Geschichte.

Wenn ein Kind lernt, dass es der Protagonist einer Geschichte sein kann, ist es etwas einfacher, dass er das auch im echten Leben ist. Wenn Ihr Kind Ihnen also das nächste Mal „Ich habe Angst“ zuflüstert, dann sollten Sie am besten ein Buch holen. Nicht um es von der Angst abzulenken, sondern um es sanft durch die Angst hindurch zu leiten.

Letztendlich beginnt jede Reise eines Helden mit etwas Verunsicherung… und endet mit ganz viel Mut. Dank der personalisierten Geschichten von Materlu können diese Reisen beim Schlafengehen also zu Hause ihren Anfang nehmen.

Fazit: Geschichten, die den Weg erhellen

Jede kindliche Angst ist eine Gelegenheit, diese Unsicherheit zu einer inneren Stärke zu machen. Personalisierte Geschichten leiten die Kinder sanft durch ihre Sorgen und zeigen, dass selbst die mutigsten Helden Angst haben können… und trotzdem weitermachen.

Wenn ein Kind sich selbst dabei sieht, wie es Schatten besiegt, Freundschaften mit dem Unbekannten schließt oder Licht in der Dunkelheit findet, ist die Geschichte mehr als nur eine Erzählung: Sie wird zu einem Spiegelbild dessen, was möglich ist.

Sollte Ihr Kind also eine schwierige Emotion verspüren, dann schenken Sie ihm eine Geschichte, in der es der Protagonist ist. Seine Reise wird mit Erstaunen beginnen, sich mit Mut entwickeln und mit der Sicherheit enden, dass es niemals allein ist… weder in der Geschichte noch im echten Leben.

Denn manchmal beginnt die stärkste Art von Mut in einem Buch… und lebt im Herzen weiter.